Allgemein, Pflanzen

Chil Tepin, die Wilde Ur-Chili

Der Chil Tepin (auch Chiltepin geschrieben) gilt als die echte Ur-Chili. Aus dieser Wildform wurden die meisten bekannten Chilis und Gemüseaprika gezüchtet. Chil Tepin wächst bis heute wild in den Wüstenregionen Mexikos und der südlichen USA. Die Pflanzen können bis zu 30 Jahren alt werden und lassen sich mit etwas Geduld auch in Mitteleuropa anbauen.

Die Früchte sind rund, etwas kleiner als 1 cm groß und berühmt für ihre Schärfe. Es gilt je kleiner die Früchte, desto schärfer. Der Schärfegrad beträgt etwa 75.000 Scoville. Der Geschmack ist klar, direkt und ohne fruchtige Aromen – eine reine, schnelle Schärfe, die besonders feurig wirkt. Auf einer 10-stufigen Schärfeskala entspricht dies einer 9.

Wir freuen uns, diese besondere Wildchili-Sorte anbieten zu können. Sie ist eine echte Liebhaberpflanze und belohnt Geduld und Hingabe mit beeindruckenden Erträgen.

Unser Anbauerfahrungsbericht – Chil Tepin erfolgreich kultivieren

Der Anbau dieser Ur-Chili ist anspruchsvoller als bei gängigen Zuchtsorten, denn die Samen benötigen eine extrem lange Keimzeit.

Wir haben wie jedes Jahr unsere Chilis Ende Januar ausgesät. Die Samen von Chil Tepin keimten jedoch erst im Mai, also nach rund 4 Monaten!
Im Oktober waren die Pflanzen etwa 20 cm groß, hatten jedoch aufgrund der kurzen Saison keine reifen Früchte angesetzt. Das Überwintern gelang sehr gut: hell, bei etwa 5 °C und mit mäßiger Bewässerung. Ende Februar schnitten wir die Pflanzen auf 10 cm zurück, topften sie in nährstoffreiche Erde um und stellten sie auf ca. 18 °C.

Im Frühjahr hatten die Pflanzen also einen guten Start und trieben fröhlich im März aus. Die Fülle der Blüten war schon überwältigend und fast alle sind bestäubt worden. Im September waren die Pflanzen etwa 30 cm hoch. Die Ernte im Oktober war beeidruckend: pro Pflanze etwa 400 reife Früchte.

Früchte von Chil Tepin

Warum sich Wildchilis verändern – die Ur-Chili im heimischen Garten

Wie auf den Bilder zu sehen ist, sind die Früchte leicht oval. Sie sollten aber eigentlich rund sein; wie kommt die Veränderung zustande?
Entnimmt man Samen von wild gewachsenen Pflanzen aus der Natur und sät diese zuhause aus, verändern sich die Nachkommen zwangsläufig. Sie erhalten unter unserer Obhut mehr Pflege, besseren Boden, regelmäßig Wasser und Nährstoffe. Dadurch entwickeln sich nach einigen Generationen beispielsweise größere Früchte oder die Blütenfarben verändern sich.
Auch Chil Tepin zeigt diesen Effekt. Am Naturstandort in der Wüste wachsen die Pflanzen unter extem kargen Bedingungen mit wenig Wasser und Nährstoffen. Die Temperatur im Sommer ist tagsüber über 35°C. Sie sind meistens unter Sträuchern zu finden, da es dort im Halbschatten ein paar Grad kühler ist und sich vielleicht etwas Humus angesammelt hat. Dazu kommt bei Chil Tepin noch hinzu, dass die Früchte von Vögeln gefressen und so verbreitet werden. Die Samen wandern also einmal durch den Vogel und werden an anderer Stelle mit einer Portion Dünger ausgeschieden. Solche Bedingungen sind kaum möglich nachzuamen. Vor allem nicht in Deutschland. Dies ist der Grund für die lange Keimdauer, da sie sich an diesen Vorgang angepasst haben.

Im Laufe der Kultur verändern sich bei nachfolgenden Generationen oft die Fruchtformen: Aus den typischen runden Beeren der Wildchili werden mit der Zeit etwas länglichere Formen. Genau so begann vor etwa 9.000 Jahren die Züchtung neuer Sorten. Aus dem Chil Tepin, der echten Ur-Chili, entstanden später alle Capsicum-annuum-Sorten – darunter Cayenne, Jalapeño und unsere heutige Gemüsepaprika.

Die wichtigsten Wild-Chili-Arten (Wildform der Gattung Capsicum)

Insgesamt sind 34 Wild-Chili-Arten bekannt, die alle aus Mittel- und Südamerika stammen. Alle haben kleine rote Früchte, die unter 1 cm groß werden. Die Unterschiede sind hauptsächlich in der Blütenfarbe und im Capsacingehalt.

Dieses sind die 5 bedeutendsten Wildchilis:

Capsicum baccatum
– Herkunft Bolivien und Peru, bekannte Züchungen sind Glockenchili, Aji Amarillo und Lemondrop. Die Blüten sind weiß mit grüner Mitte.
Capsicum chinense
– Herkunft Peru, die meisten Sorten wurden jedoch in der Karibik entwickelt, hierzu gehört Habanero und Scotch Bonnet. Die Blüten sind grünlich-gelb mit violetten Staubgefäßen.
Capsicum eximium und Capsicum cardenasii
– Herkunft Bolivien und Peru. Aus diesen beiden Sorten stammen alle Capsicum pubenscens-Sorten wie z.B. Rocoto. Die Blüten sind violett.
Capsicum glabriusculum
– Mexiko, Mittelamerika. Ursprung aller Capsicum frutescens und Capsicum annum-Sorten, z.B. Cayenne, Jalapeno, aber auch schärfelose Gemüsepaprika wie Pantos. Die Blüten sind weiß.

Fazit:
– Frühzeitiger Anbau von Chil Tepin ab Januar
– Überwinterung der Pflanzen ist einfach
– wiederholtes Aussäen verändert die Früchte der nachfolgenden Generationen
– Liebhaberpflanze mit hohem Zierwert
– höllisch scharf

author-avatar

Über Anja Walessa

Mein Name ist Anja Walessa, Jahrgang ’65. Meine Leidenschaften sind Gärtnern, Kochen, Fotografieren und Science Fiction Filme. Außerdem mag ich kleine pelzige Vierbeiner, in erster Linie Katzen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert