Färbepflanzen
Färben mit Färberpflanzen
Mit Färberpflanzen können alle tierischen und pflanzlichen Naturmaterialien wie Schurwolle, Seide, Leinen, Flachs und Baumwolle gefärbt werden. Durch gesponnene Mischfasern können interessante Effekte entstehen, da jedes Material eine andere Struktur und Aufnahmefähigkeit hat. Ungeeignet sind Acryl, Polyester und Konsorten. Nachfolgend werden Färbungen mit gesponnener Schafs-Wolle beschrieben. Damit die Wolle nicht verheddert, sollte der Strang an mindestens drei, besser vier Stellen locker abgebunden sein. Es kann natürlich auch ungesponnene Wolle oder gewebte Textilien gefärbt werden.weiterlesen...
Färben mit Färbepflanzen
Mit Färberpflanzen können alle tierischen und pflanzlichen Naturmaterialien wie Schurwolle, Seide, Leinen, Flachs und Baumwolle gefärbt werden. Durch gesponnene Mischfasern können interessante Effekte entstehen, da jedes Material eine andere Struktur und Aufnahmefähigkeit hat. Ungeeignet sind Acryl, Polyester und Konsorten.Nachfolgend werden Färbungen mit gesponnener Schafs-Wolle beschrieben. Damit die Wolle nicht verheddert, sollte der Strang an mindestens drei, besser vier Stellen locker abgebunden sein. Es kann natürlich auch ungesponnene Wolle oder gewebte Textilien gefärbt werden.
Gleiche Farbe, unterschiedliches Ergebnis
Schurwolle von Schafen nimmt Pflanzenfarbstoffe gut an. Alpaka hingegen deutlich schwächer. Seide nur sehr schwach. Hier gibt es eigenen Rezepte, die explizit für Seide sind.Leinen und Baumwolle verhalten sich wieder anders. Hier können sehr gute dauerhafte Farb-Ergebnisse erzieht werden, die auf Wolle nur schwach ausgeprägt sind oder umgekehrt.
Das Ergebnis ist abhängig von der Beize, der Temperatur, dem Erntezeitpunkt und dem Faserstoff.
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Wichtig bevor man sich in das Färbeabendteuer stützt:
- Niemals gleichzeitig Färben und dabei Essen oder Trinken!
- Alle Gerätschaften, die man für den Färbeprozess benötigt wie Topf, Löffel, Eimer, etc. hinterher nicht mehr für Lebensmittel verwenden.
Materialien und Gerätschaften zum Färben von 100 bis 200 g Wolle
- 10 l Kochtopf
- Haushaltshandschuhe
- Kochlöffel
- kleine Netz-Säckchen für das Färbematerial (man kann auch ohne Säckchen färben, aber dann muss man die Pflanzenrückstände aus der Wolle prokeln)
- Verschließbaren 10 Liter Plastik oder Emailleeimer
- Möchte man größere Mengen färben, benötig man größere Töpfe. Logisch.
Vorsichtsmaßnahmen:
Während des Hantierens mit Beize und Farbflotte sollten Handschuhe getragen werden. Beim Ansetzen der Beize kann vorsorglich eine Maske und Schutzbrille getragen werden, wenn man vorsichtig ist, ist dies nicht unbedingt nötig. Weder Beize noch Farblösung einatmen oder trinken, Augen vor Spritzer schützen. Kleine Kinder fernhalten. Beizen als Vorbehandlung der Wolle: Damit die Wolle Farbe aufnehmen kann, muss sie zuerst gebeizt werden. Durch das Beizen werden die Fasern aufgeschlossen, also spröde gemacht und der Farbstoff kann eindringen. Als Beize kann Alaun, AL-Kaltbeize, Natron, Essig oder auch Zitronensäure verwendet werden. Die genannten Mittel haben alle einen unterschiedlichen ph-Wert. Als Faustregel gilt: je saurer die Beize, also niedriger ph-Wert, desto wärmer der Farbton. Und je basischer die Beize, also ein hoher ph-Wert, desto kälter der Farbton.
Je nach Pflanze werden also verschiedenen Beizen verwendet, je nachdem, welcher Farbton das Ergebnis sein soll.
Auf dem Bild sieht man Färbungen mit Klatschmohnblüte.
Links, der hellblaue Strang wurde mit AL-Kaltbeize, rechts der rosa-graue mit Essig gebeizt. Beides Solarfärbung.
Rezept für das Ansetzten einer Kaltbeize siehe unten.
Was ist eine Farbflotte?
So nennt man das Farbbad, indem Wolle oder Textilien gefärbt werden. Man kann oftmals einen zweiter Färbedurchgang machen. Das Ergebnis ist dann meistens ein hellerer Ton. Der zweite Durchgang eignet sich sehr gut um Wolle zu überfärben.
Was ist AL-Kalbeize?
Eine einfache Methode und absolut anfängertauglich ist das Beizen mit AL-Kaltbeize. Diese hat ph-Wert 4. Es handelt sich um Aluminiumforminat.
AL-Kaltbeize bekommt man online im Fachhandel für Rohwolle, Färberbedarf, u.ä. Sie wird wie der Name sagt kalt angesetzt. Die Beize kann mehrere Monate in einem geschlossenen Plastikeimer aufbewahrt werden. Nachdem man nach unten stehenden Rezept 1000 g Wolle damit gebeizt hat, bleibt im Eimer lediglich verdünnte Ameisensäure zurück. Diese kann bedenkenlos im Abfluss entsorgt werden.
Beize-Rezept für 1000 g Wolle:
200 g Al-Kaltbeize
Wasser
Al-Kaltbeize in einen verschließbaren Eimer geben und 3 Liter 60°C heißes Wasser zugeben, umrühren. Diese wird nun mit 7 Liter kaltem Wasser verdünnt. Alles schön umrühren, fertig.
Um 100 g Wolle zu färben legt man nun:
100 g mit Wasser eingeweichte Wolle im Strang in die Beize, Deckel drauf und 8- 12 Stunden vor sich hin beizen lassen.
Farbflotte Rezept für 100 g Wolle: 100 g getrocknete Blüten von Mädchenauge
5 l Wasser
Die Blüten in den Topf legen. Kaltes Wasser zugeben und auf 70 °C erhitzen. Herd ausschalten. Auf der Platte auskühlen lassen. 12 Stunden ruhen lassen. Nun ist die Farbflotte einsatzbereit.
Die besten Ergebnisse werden mit Kontaktfärbung erzielt. Das heißt, Wolle und Färbepflanze liegen im Topf nebeneinander. Nachteilig bei dieser Methode ist das Herausschütteln der Pflanzeteile nach dem Färben. Es ist aber auch nicht sooo mühselig wie vermutet.
Die gebeizte Wolle vorsichtig ausdrücken in das kalte Farbbad legen. Auf 70°C erwärmen, Herd ausstellen, 12 Stunden in der Flotte belassen. Wolle herausnehmen und leicht ausdrücken. Zum Trocknen aufhängen. Erst nach dem Trocknen in kaltem Wasser spülen. Mit Wollwaschmittel waschen, gut ausspülen und erneut trocknen.
Färben mit Mädchenauge
Wolle überfärben
Mischtöne wie beispielsweise Türkis oder kühle Grüntöne erzeugt man am besten durch Überfärbung. Die Wolle kann nach dem Spülen und trocknen erneut gefärbt werden.
Hier wurde Färberkamille (links) mit Mahonienbeere (rechts) überfärbt. Beides Solarfärbung.
Wolle kann allerdingt nur eine gewisse Menge Farbe aufnehmen. Ein Überfärben ist also bei Sättigung nicht mehr möglich, bzw. hat einen immer schwächer werdenden Effekt. In der Regel wird vom hellen zum dunklen Farbton gefärbt.
Besonders leuchtende kühle Grüntone entstehen durch sogenannte Stufenfärbung. Es wird erst gelb gefärbt, zum Beispiel Essigbaum oder Birke. Dann ein Blau von beispielsweise Färberknöterich. Dann nochmal Färberknöterich. Nach den jeweiligen Färbedurchgang wird das Färbegut getrocknet, gespült gewaschen, gespült und erneut getrocknet. So entsteht ein immer dunkler werdender Ton.
Nachbehandlung von gefärbter Schur-Wolle
Durch das Aufschließen der Faser wird die Wolle spröde. Auch nach dem Waschen mit Seife oder Spülen mit Zitronensäure ist sie nicht so weich wie vor dem Färben. Um sie wieder weich zu bekommen, kann man sie mit Lanolin waschen. Dazu lößt man einen Teelöffel Lanolin in etwas heißem Wasser auf, gibt kaltes Wasser dazu und spült darin die Wolle.Was ist Solarfärbung?
Bei dieser Methode wird die Wolle sehr schonend gefärbt. Sie bleibt weich. Wolle, Beize und Färbepflanzen werden in ein Glas gepackt und mit kaltem Wasser aufgefüllt. Deckel drauf und für 2-3 Wochen in die Sonne stellen. Die Temperatur im Glas sollte tagsüber etwa 40 °C oder mehr erreichen. Regnerische kühle Sommer eignen sich also nicht für diese Methode.Gut geeignet sind ein Südfenster, Gewächshaus oder ähnliches. Mit Solarfärbung lassen sich schöne changierende Farbeffekte erzielen. Dort wo viel Pflanzenmaterial die Wolle berührt, wird die Färbung intensiver.
Rezept für Solar-Färbung mit Aroniabeeren
- Ein 3-l Glas mit Deckel
- 100 g Wolle
- 100 g frische Aroniabeeren
- ein Esslöffel Alaun
- Wasser
- Eimer
Alaun in das Glas geben und mit 100 ml etwa 70 °C heißem Wasser aufgießen. Etwas herumschwenken, dann die doppelte Menge kaltes Wasser zugeben. Etwas stehen lassen, bis sich das Alaun aufgelößt hat. Das dauert etwa eine viertel Stunde. Nun das Glas bis zur Hälfte mit kaltem Wasser füllen. Die Früchte zusammen mit der Wolle Glas geben und bis zum Rand mit kaltem Wasser auffüllen, Deckel schließen. Für 2 Wochen in die Sonne stellen. Sonnenfenster, Gewächshaus oder ähnliches. Von Zeit zu Zeit das Glas schütteln und den Deckel öffnen und eventuell Wasser nachfüllen. Danach den Deckel wieder schließen.
In dem Glas sollten bei Sonneneinstrahlung etwa 40°C herrschen. Während des Prozesses verdunstet Wasser, welches man nachfüllen sollte, um Schimmelbildung zu vermeiden.
Man kann die Färbung beobachten. Die Flüssigkeit wird mit der Zeit dunkler. Nach 2 Wochen das Glas öffnen, Wolle entnehmen und spülen. Mit Wollwaschmittel waschen, nochmals spülen und trocknen.
Lichtechtheit pflanzengefärbter Wolle und Textilien Durch den Einfluß von UV-Strahlung verblassen die Farben, damit muss gerechnet werden. Profis, die Wissen über die alte Färbekunst haben, erzielen hingegen gute Ergebnisse. Dabei sei gesagt, das das Herauslösen und bewahren der gewünschten Farbpigmente viele Arbeitsschritte und Erfahrung erfordert.
Wer sich in das Färbeabenteuer stürzen möchte, sei hier ein wenig Literatur ans Herz gelegt:
- Dorothea Fischer, Naturfarben auf Wolle und Seide
- Eberhard Prinz, Färberpflanzen
- Elmar Weinmayr, Der Regenbogenfarbendieb - Färben mit Pflanzen in der Werkstatt Yoshioka