Nutzpflanzenvielfalt

Das erste Erhalterseminar des VEN ( Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V.) war ein voller Erfolg. Es trafen sich die Paten und Patinnen alter Gemüsesorten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese zu erhalten. Das Thema waren Wintersalate und Wintererbsen. Im frühen Herbst werden diese ausgesät und gehen als kleine Pflänzchen in den Winter. Sobald die Temperaturen wärmer werden, wachsen sie weiter. Sie haben somit einen echten Vorteil gegenüber der im Frühjahr gesäten Sorten. Gerade die letzten Winter, die von Dezember bis in den April hinein andauern, haben gezeigt, dass auf die herkömmlich Art der Frühjahresaussaat nicht recht Verlass ist. Legt man die Samen erst Ende April in die Erde, zögert sich die Ernte hinaus. Außerdem stehen die Schädlinge schon in den Startlöchern, um über die jungen Triebe her zu fallen.

Wie auf dem oben Bild zu sehen, ist noch nix im Garten am Grünen. Den Pflanzen und auch uns war es viel zu kalt. Das Seminar fand im Schulbiologiezentrum Hannover statt und hier stehen wir im Gemüsegarten desselben.

Einzig die Wintererbse der Sorte ‚Münchener Weißblühende‘ trotzt der Kälte und zeigt ihre zarten Blätter. Sie wurde im September des vorherigen Jahres gelegt. Sie hat den Winter ohne Schutz gut überstanden und wird in den nächsten Wochen hurtig weiterwachsen. Wir dürfen zum Glück wieder in die gemütlichen Seminarräume gehen.

‚Verdrängte und vergessene Sorten wieder zu nutzen, ihre Eigenschaften zu beobachten und zu dokumentieren, aufgespürte Sorten zu bewahren und weiter zu entwickeln, kann durch Patenschaften gewährleistet werden‘, heißt es dazu im Faltblatt des VEN. Ich kann es auch nicht besser ausdrücken, deshalb habe ich den Text so übernommen. Die Patenschaft für eine dieser alten Sorten zu übernehmen, ist eine ehrenvolle und verantwortungsvolle Aufgabe. Man beobachtet über einen Zeitraum von 5 Jahren eine oder mehrere Sorten und dokumentiert in dieser Zeit deren Entwicklung. Grundlegende gartenbauliche Methoden wie Bodenbeschaffenheit, Düngung, Bewässerung werden genauso beschrieben, wie das Aussehen der Blüte und der Frucht, Höhe der Pflanze, eventueller Schädlingsbefall und dergleichen. Begibt man sich einmal in dieses Schema der Protokollierung, entwickelt sich ein besonderer Bezug zur Sorte. Durch das Beobachten schärft man die Sinne.

Die Erbsen beispielsweise stellen die Paten vor eine schwere Entscheidung. Sind die Körner nun runzlig, schrumpelig oder gedellt?

Durch den Anbau der zu erhaltenden Sorten über mehrere Jahre, werden jahresspezifische Besonderheiten, wie ein besonders heißes Frühjahr oder ein regnerischer Sommer relativiert, da in der Auswertung ein Durchschnitt angenommen wird. Nach dem fünften Anbaujahr gibt der Pate das Saatgut mit den Beobachtungsprotokollen an den VEN zurück. Dort werden diese ausgewertet. Alle Mitglieder können diese Sorte eintauschen oder für einen geringen Unkostenbeitrag erwerben.

Veröffentlicht von

Anja Walessa

Mein Name ist Anja Walessa, Jahrgang ’65. Meine Leidenschaften sind Gärtnern, Kochen, Fotografieren und Science Fiction Filme. Außerdem mag ich kleine pelzige Vierbeiner, in erster Linie Katzen.

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